On-Demand-Verkehr im Frankfurter Norden

Es muss nicht immer Bus und Bahn sein: Mit dem On-Demand-Angebot Knut profitieren Fahrgästen im Frankfurter Norden von einem ganz flexiblen Nahverkehr. Drei elektrische Kleinbusse sind täglich von 5.00 bis 1.00 Uhr im Einsatz – ohne feste Abfahrtszeiten und ohne feste Strecken. Am Wochenende, also in den Nächten auf Samstag und Sonntag, kann das Shuttle rund um die Uhr bestellt werden. Für den Ein- und Ausstieg stehen den Fahrgästen weit rund 1.500 "virtuelle", aber auch schon bestehende Haltestellen zur Verfügung. Fahrten zwischen den Stadtteilen sind ebenso möglich, wie Fahrten zu Umsteigepunkten wie den U-Bahn-Stationen Nieder-Eschbach, Bonames Mitte, Uni-Campus Riedberg, Preungesheim und Kalbach sowie den S-Bahn-Stationen Berkersheim und Frankfurter Berg.

Reduktion der Emissionsbelastungen

Ein sehr aktuelles und auch im Nahverkehr zentrales Problem ist die Reduktion der Emissionsbelastung (CO2, NOx, etc.). Rund drei Viertel der Verkehrsleistung in Frankfurt wird bereits durch S-Bahn, U-Bahn und Straßenbahn elektrisch und somit lokal emissionsfrei erbracht. Die Frankfurter Busflotte verfügt derzeit noch zum überwiegenden Teil über Dieselantriebe, zeichnet sich jedoch durch sehr hohe Abgasstandards aus. Es verkehren ausschließlich Fahrzeuge mit den Abgasnormen EEV und Euro VI in Frankfurt.

Durch den Einsatz alternativer Antriebe können erhebliche Emissionen eingespart werden. traffiQ hat daher bereits im Jahr 2018 für die Stadt Frankfurt ein Elektrifizierungskonzept entwickelt. Dieses sieht vor, dass bis Anfang der 2030er Jahre alle rund 420 Busse auf alternative Antriebe umgestellt werden. Die Flotte soll dabei etwa zur Hälfte aus batterieelektrischen Bussen und zur anderen Hälfte aus Brennstoffzellenbussen bestehen. Die Brennstoffzellenbusse sollen hierbei vor allem Linien mit langen Umläufen bedienen, für die die heute verfügbare Batteriekapazität von Elektrobussen noch nicht ausreichend ist.

Der erste Schritt erfolgte mit der Elektrifizierung der Buslinie 75 im Dezember 2018. Seitdem verkehren auf dieser Linie zuverlässig fünf Elektrobusse des polnischen Herstellers Solaris. Ende 2020 und Anfang 2021 wurden die Buslinien 33, 37, und M60 elektrifiziert. Im Dezember 2021 folgte die Buslinie 52. Seit Oktober 2022 wird die Metrobuslinie M36 mit Brennstoffzellenbussen bedient. Weitere zehn Brennstoffzellenbusse sollen ab 2024 auf der Linie 64 eingesetzt werden.

Neue Mobilitätsformen

Neben neuen Antriebsformen, die sich immer schneller im Nahverkehr etablieren, werden auch immer neue Mobilitätsformen getestet, um den ÖPNV noch attraktiver und leistungsfähiger zu machen. Hierzu zählen vor allem das autonome Fahren und On-Demand-Verkehre. traffiQ hat sich bereits frühzeitig mit diesen Themen beschäftigt. Zum autonomen Fahren wurde daher im Herbst 2018 unter Federführung von traffiQ eine Projektgruppe gemeinsam mit der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF), dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) sowie weiteren Partnern ins Leben gerufen, die dieses Thema für die Stadt Frankfurt vorantreiben soll. Aus dieser Gruppe heraus ist ein rund einjähriger Probebetrieb am zeitweise gesperrten Mainufer entstanden. Von September 2019 bis Juni 2020 verkehrten auf einer etwa 700 Meter langen Strecke zwei autonome Kleinbusse des französischen Herstellers EasyMile. Bis zu sechs Personen konnten in diesen Fahrzeugen sitzend transportiert werden. Die Strecke verfügte über drei Haltestellen und wurde sechs Stunden täglich von den beiden Fahrzeugen befahren. Diese verkehrten dabei vollkommen selbstständig. Ein Operator musste jedoch jeweils an Bord sein, um bei Bedarf eingreifen zu können.

Der Probebetrieb wurde im Juni 2020 sehr erfolgreich beendet. Mehr als 25.000 Fahrgäste hatten die beiden autonomen Kleinbusse genutzt und die Fahrzeuge dabei über 6.600 Kilometer zurückgelegt. Kein anderes Testfeld weltweit konnte bisher vergleichbare Zahlen vorweisen.

Daran anschließend wurde ein zweites Testfeld auf dem Gelände der Stadtbahnzentralwerkstatt eingerichtet. Außerhalb des öffentlichen Straßenraums war es möglich, den Operator schrittweise aus dem Fahrzeug zu entfernen und den Betrieb über eine eigens eingerichtete Leitstelle zu überwachen. Somit konnten erste Erfahrungen im autonomen Betrieb ohne Operator gesammelt werden.

Nach dem erfolgreichen Abschluss dieser zweiten Testphase sind nun die autonomen Kleinbusse wieder zurück im Straßenverkehr. Im östlichen Abschnitt des Riederwalds fahren sie unter dem Namen EASY+ von November 2022 bis Juli 2023 erstmals im gemischten Verkehr. Damit bewegen sich die Shuttles in einem technisch deutlich anspruchsvolleren Umfeld als zuvor. Zusätzlich wird der Betrieb nicht auf einem festen Linienweg durchgeführt. Stattdessen werden die autonomen Kleinbusse mit einer On-Demand-Funktion verknüpft, wodurch sie im ca. 200.000 m² großen Einsatzgebiet auf Abruf zu einer von vielen virtuellen Haltestellen bestellt werden können. Im Sinne eines möglichst hohen Grades an Barrierefreiheit ist die Buchung nicht nur über die dazugehörige App möglich, sondern eine Fahrt kann auch direkt beim Operator oder per Telefon gebucht werden. Erstmals können auch Rollstühle in den Shuttles transportiert werden. Dafür stehen ausgewählte Haltepunkte zur Verfügung, an denen das Ausfahren der elektronischen Rollstuhlrampe möglich ist.

Das Testfeld ist Teil des EU-Förderprojekts SHOW (https://show-project.eu/) und damit Teil eines internationalen Konsortiums aus über 70 Partnern, die sich mit der Weiterentwicklung des autonomen Verkehrs beschäftigen. Weitere Informationen finden Sie unter www.probefahrt-zukunft.de.