Neben neuen Antriebsformen, die sich immer schneller im Nahverkehr etablieren, werden auch immer neue Mobilitätsformen getestet, um den ÖPNV noch attraktiver und leistungsfähiger zu machen. Hierzu zählen vor allem das autonome Fahren und On-Demand-Verkehre. traffiQ hat sich bereits frühzeitig mit diesen Themen beschäftigt. Zum autonomen Fahren wurde daher im Herbst 2018 unter Federführung von traffiQ eine Projektgruppe gemeinsam mit der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF), dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) sowie weiteren Partnern ins Leben gerufen, die dieses Thema für die Stadt Frankfurt vorangetrieben hat. Aus dieser Gruppe heraus entstand ein rund einjähriger Probebetrieb am zeitweise gesperrten Mainufer. Von September 2019 bis Juni 2020 verkehrten auf einer etwa 700 Meter langen Strecke zwei autonome Kleinbusse des französischen Herstellers EasyMile. Bis zu sechs Personen konnten in diesen Fahrzeugen sitzend transportiert werden. Die Strecke verfügte über drei Haltestellen und wurde sechs Stunden täglich von den beiden Fahrzeugen befahren. Diese verkehrten dabei vollkommen selbstständig. Ein Operator musste jedoch jeweils an Bord sein, um bei Bedarf eingreifen zu können.
Der Probebetrieb wurde im Juni 2020 sehr erfolgreich beendet. Mehr als 25.000 Fahrgäste hatten die beiden autonomen Kleinbusse genutzt und die Fahrzeuge dabei über 6.600 Kilometer zurückgelegt. Kein anderes Testfeld weltweit konnte bisher vergleichbare Zahlen vorweisen.
Daran anschließend wurde ein zweites Testfeld auf dem Gelände der Stadtbahnzentralwerkstatt eingerichtet. Außerhalb des öffentlichen Straßenraums war es möglich den Operator schrittweise aus dem Fahrzeug zu entfernen und den Betrieb über eine eigens eingerichtete Leitstelle zu überwachen. Somit konnten erste Erfahrungen im autonomen Betrieb ohne Operator gesammelt werden.
Nach dem erfolgreichen Abschluss dieser zweiten Testphase kehrten die autonomen Kleinbusse wieder zurück in den öffentlichen Straßenverkehr. Im östlichen Abschnitt des Frankfurter Riederwalds fuhren sie unter dem Namen EASY+ von November 2022 bis Oktober 2023 erstmals im gemischten Verkehr. Dort bewegten sich die Shuttles in einem technisch deutlich anspruchsvolleren Umfeld als zuvor. Zusätzlich wurde der Betrieb nicht auf einem festen Linienweg durchgeführt. Stattdessen wurden die autonomen Kleinbusse mit einer On-Demand-Funktion verknüpft, wodurch sie im ca. 200.000 m² großen Einsatzgebiet auf Abruf zu einer von vielen virtuellen Haltestellen bestellt werden konnten. Im Sinne eines möglichst hohen Grades an Barrierefreiheit war die Buchung nicht nur über die dazugehörige App möglich, sondern eine Fahrt konnte auch direkt beim Operator oder per Telefon gebucht werden. Erstmals wurden auch Rollstühle in den Shuttles transportiert. Dafür standen ausgewählte Haltepunkte zur Verfügung, an denen das Ausfahren der elektronischen Rollstuhlrampe möglich war.
Auch das Testfeld EASY+ konnte sehr erfolgreich abgeschlossen werden. In etwas mehr als ein Jahr wurden dort mehr als 2.700 Fahrgäste befördert. Dabei konnten umfangreiche Erkenntnisse für die Kombination von autonomem Fahren und On-Demand-Funktionen durch den Einsatz entsprechender Software und künstlicher Intelligenz im öffentlichen Nahverkehr gewonnen werden.
Das Testfeld EASY+ ist Teil des EU-Förderprojekts SHOW (https://show-project.eu/) und damit Teil eines internationalen Konsortiums aus über 70 Partnern, die sich mit der Weiterentwicklung des autonomen Verkehrs beschäftigen. Weitere Informationen finden Sie unter www.probefahrt-zukunft.de.